Sylvia Zirden: Das Licht der Welt – 1. Tag

Von der Antike bis in die Neuzeit hinein hielt man den menschlichen Geist bei der Geburt für eine Tabula rasa, die erst nach und nach mit Formen, Bildern und Gedanken bestückt wird. Insbesondere das Sehen sollte dazu beitragen, den leeren Raum im Kopf des Neugeborenen zu strukturieren und zu füllen, wobei man die ersten Eindrücke für die wichtigsten hielt, die alle künftigen vorstrukturierten.

Heute weiß man, dass viele Strukturen im Gehirn angeboren und vererbt sind, aber die visuellen Funktionen brauchen eine Weile, um sich zu entwickeln. Neugeborene können nicht fokussieren, kaum Farben sehen, keine Objekte unterscheiden, nicht stereoskopisch und räumlich sehen. Bis das Sehvermögen und die Verarbeitung der Sinneseindrücke voll entwickelt sind, vergehen einige Jahre.

Was aber sind die allerersten optischen Eindrücke eines gerade geborenen Kindes? Mit Sicherheit vermag das niemand zu sagen. Die Forschung gestaltet sich naturgemäß schwierig. Dieses Projekt versucht eine künstlerische Annäherung.

From the ancient world to modern times, the human mind was thought to be a tabula rasa at birth, which is only gradually filled with forms, images and thoughts. Vision, in particular, was thought to help structure and complete the empty space in the newbornʼs mind, with the first impressions considered the most important, pre-structuring all future ones.

Today we know that many structures in the brain are innate and inherited, but visual functions take a while to develop. Newborns cannot focus, hardly see colors, cannot distinguish objects, see stereoscopically or spatially. It takes several years for vision and sensory processing to fully develop.

But what are the very first visual impressions of a child just born? No one can say for sure. Research is naturally difficult. This project attempts an artistic approach.